
50 Jahre Olympische Spiele in München
Als der Franzose Pierre de Coubertin Ende des 19. Jahrhunderts darüber nachdachte, wie die Menschen auf der Welt dazu gebracht werden können, friedlich miteinander zu leben, kam ihm der Gedanke „Olympische Spiele“ in den Sinn. Die Antike galt als Vorbild, als er die Spiele der Neuzeit begründete, auch wenn es für die beteiligten Olympioniken zu dieser Zeit wenig Befremdlicheres gegeben hätte als das Motto „Dabeisein ist alles“. Auch, wenn die olympische Devise anfangs offiziell „citius, altius, fortius“ – schneller, höher, stärker – war. Es entwickelte sich ein olympischer Geist, der in Sportlern wie Basketballer Dirk Nowitzki, Fahnenträger in Peking 2008, den Wunsch des Dabeiseins auslöste – ausdrücklich um des Spirits willen. Erfinder Coubertin sagte einst: „Das Wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht zu gewinnen, sondern daran teilzunehmen.“ De Coubertin verfolgte mit der Organisation eines internationalen Sportfests vor allem einen pädagogischen Zweck: Er wollte durch die Kraft des guten Beispiels positiv auf die Jugend der Welt einwirken. Es galt, Athletinnen und Athleten über alle Grenzen hinweg an einen Ort zusammenzuführen, „für eine friedlichere und bessere Welt“, wie es in der Olympischen Charta heißt.
Dass der Sport in vielerlei Hinsicht über ein riesiges Potenzial in Sachen Konfliktbewältigung sowie Verständigung zwischen gesellschaftlichen Gruppen verfügt, aber auch darüber hinaus bedeutsame Werte wie Gemeinschaft, Fairplay oder Demokratie vermittelt, beweisen Breitensportvereine tagtäglich. Vor allem für Kinder und Jugendliche ist der Verein viel mehr, als nur einen Sport zu betreiben. Im Verein finden sie Freunde fürs Leben, sie gewinnen und verlieren gemeinsam. Ganz egal, welches Alter, Geschlecht oder welche Herkunft: im Sportverein können alle „dabei sein“. Damit schaffen die Vereine ein soziales Miteinander und sind von großer Bedeutung für unser Gemeinwohl und die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen.
Dieser Geist des Sports scheint für die Olympischen Spiele in den vergangenen Jahren nicht immer zu gegolten zu haben. Zwar dienten sie schon immer einer gewissen Inszenierung, doch sind sie nunmehr zu kommerziellen Medienspielen und damit Teil der Unterhaltungsindustrie geworden. Sie werden von Kommerz geprägt und von politischen Akteuren missbraucht. Wie sie heute zu einer „friedlicheren und besseren Welt“ beitragen, ist zumindest fraglich.
Auch die Entscheidung für die Bewerbung Münchens für die Olympischen Spiele 1972 war durchaus politisch motiviert. Über 20 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs wollte Deutschland zeigen, dass es modern, weltoffen und demokratisch gefestigt ist. Die Spiele sollten München wie kaum ein anderes Ereignis prägen. Auch, weil das Attentat auf israelische Athleten die „heiteren Spiele von München“ überschattet hat. 50 Jahre später stehen die olympischen Stätten von 1972 wieder im Fokus – die European Championships, die Vereinigung von Europameisterschaften in zahlreichen Sportarten, sind zu Gast in München. Auch die Münchner Sportjugend wird vor Ort sein und den Geist des Sports auch für sportliche Großveranstaltungen einfordern. Gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern wagt sie beispielhaft ein Gedankenexperiment: Was wäre München ohne Sportvereine? Was ist Olympia ohne den sportlichen Geist?
Foto: Olympiapark München