Vereine sind mehr als nur Orte für sportliche Aktivitäten – sie sind ein Stück Heimat, Orte der Gemeinschaft und Plattformen für Partizipation und Integration, die über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg Brücken bauen. Der ESV München e.V. ist ein herausragendes Beispiel für solch einen Verein in der Sportstadt München. Seit seiner Gründung im Jahr 1924 als Eisenbahner-Sportverein hat er sich in den vergangenen 100 Jahren zum größten und modernsten Breitensportverein der Stadt entwickelt. Heute zählt der Verein rund 8.000 Mitglieder, die in 35 verschiedenen Sparten aktiv sind.
Vielfalt als Stärke: Sport und mehr beim ESV München
Unter dem treffenden Slogan „Vielfalt ist unsere Stärke“ bietet der ESV München e.V. ein breites Spektrum an sportlichen Aktivitäten. In hochmodernen Sporthallen und auf top-gepflegten Freisportanlagen wird getanzt und geturnt, es wird Fußball, Handball, Hockey und Tennis gespielt. Zudem werden Leichtathletik, Kampf- und Kanusport angeboten – und das ist noch längst nicht alles. Diese sportliche Vielfalt spiegelt die Offenheit und das Engagement des Vereins wider, das sich nicht nur auf den Sport, sondern auch auf soziale Aspekte konzentriert. Kindersport, Ferien- und Mittagsbetreuung, Inklusion und Integration sind weitere wichtige Säulen der bemerkenswerten Vereinsarbeit des ESV.
100 Jahre ESV München: ein Jubiläum mit Blick nach vorn
Das 100-jährige Jubiläum des ESV München e.V. war nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch eine Gelegenheit, den Blick in die Zukunft zu richten. Denn eines ist klar: Sportvereine sind keine Selbstläufer mehr. Die gesellschaftlichen Veränderungen – ein gewandeltes Bewusstsein, höhere Ansprüche der Menschen und die abnehmende Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren – stellen Vereine vor neue Herausforderungen. Bei der Jubiläumsfeier wurde deutlich, dass der ESV München diesen Herausforderungen aktiv begegnet.
Verena Dietl, die in ihrer herzlichen Rede persönliche Erinnerungen und Erfahrungen mit dem ESV teilte, und Florian Kraus, der ebenfalls auf die Bedeutung des Vereins einging, machten dies in ihren Beiträgen eindrucksvoll deutlich. Das Programm der Jubiläumsveranstaltung war zukunftsorientiert gestaltet und bot zwei spannende Panels, in denen verschiedene Perspektiven auf die Herausforderungen und Chancen von Sportvereinen beleuchtet wurden.
Diskussionspanels: Ehrenamt und Zukunft des Sports im Fokus
Das erste Panel mit dem Titel „Übungsleitung – viel mehr als nur Leitung von Übungen“ widmete sich der wichtigen Rolle der Übungsleiter*innen, die weit über die bloße Anleitung hinausgeht und essenziell für den Zusammenhalt und die Qualität des Vereinslebens ist. Im zweiten Panel, das sich mit der „Zukunft der Sportvereine unter Berücksichtigung der Megatrends“ beschäftigte, wurden Themen wie Individualisierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung diskutiert. Besonders bemerkenswert war das Setting der Diskussion: Anstatt auf eine klassische Vortragsbestuhlung zu setzen, saßen die Gäste auf Sportgeräten wie Bällen, Weichböden und Kästen, was dem Ganzen eine lockere und sportliche Atmosphäre verlieh.
Speed Discussions: Thesen zur Zukunft des Sports
Im Anschluss an die Panels fanden sogenannte „Speed Discussions“ statt, bei denen die Teilnehmer*innen an 16 Stehtischen zu zufällig zugeteilten Thesen diskutierten. Unter Anleitung von Vereinsmoderatoren wurden kontroverse Fragen aufgeworfen, wie etwa:
- „Geschlecht hat sich überlebt, auch im Sport.“
- „Die Zukunft des Sports findet ohne Ehrenamt statt.“
- „Der Ganztagesanspruch ab 2026 wird die Sportlandschaft fundamental verändern.“
- „Der Verein wird ein Dienstleister wie jeder andere auch.“
- „Der Leistungssport verkommt zum Circus Maximus und ist nicht mehr Ausdruck der Freude an Bewegung.“
- „Nur Sportvereine können älteren Menschen dabei helfen, ihre Einsamkeit zu überwinden.“
Diese Thesen regten zu intensiven Diskussionen an und boten vielfältige Denkanstöße für die Zukunft des Sports und der Sportvereine. Am Ende der Diskussionen wurden die Ergebnisse zusammengetragen und gemeinsam reflektiert, was zu einem lebendigen Austausch führte.
Fazit: ein Jubiläum als Ausgangspunkt für die Zukunft
Das 100-jährige Jubiläum des ESV München e.V. war ein Fest, das nicht nur die Vergangenheit feierte, sondern vor allem den Blick nach vorne richtete. Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung des Ehrenamts und die Notwendigkeit, Sportvereine als Orte der Gemeinschaft, der Vielfalt und des gesellschaftlichen Engagements zu erhalten und weiterzuentwickeln. In einer Zeit, in der sich das Bewusstsein und die Ansprüche der Menschen verändern, bleibt der ESV München e.V. ein wichtiger Akteur in der Münchner Sportlandschaft – ein Ort, an dem Heimat, Gemeinschaft und Sport seit 100 Jahren Hand in Hand gehen.