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Gender & Vielfalt

Der Sport aus Sicht junger Frauen

Von 2. Oktober 2024Kein Kommentar

Zwischen Leidenschaft und Hürden:

Sport ist für viele junge Frauen weit mehr als nur ein Hobby. Er bietet ihnen die Möglichkeit, sich körperlich auszupowern, Gemeinschaft zu erleben und Selbstbewusstsein aufzubauen. Doch trotz all der positiven Aspekte gibt es auch erhebliche Herausforderungen, die jungen Frauen den Zugang zum Sport erschweren oder ihre sportliche Laufbahn negativ beeinflussen können. Um besser zu verstehen, wo genau diese Probleme liegen und welche Wünsche junge Frauen haben, hat die Münchner Sportjugend eine Umfrage durchgeführt, an der 160 Teilnehmerinnen mitgemacht haben. Die Ergebnisse sollen zeigen, wo dringend Handlungsbedarf besteht.

 

Strukturelle Herausforderungen: Sichtbarkeit, Förderung und gleiche Bedingungen

Das größte strukturelle Problem, mit dem junge Frauen im Sport konfrontiert sind, ist die mangelnde Sichtbarkeit. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) empfindet dies als eine erhebliche Hürde. Frauen fühlen sich in den Medien und in der Sportberichterstattung oft unterrepräsentiert. Diese fehlende Sichtbarkeit bedeutet auch eine mangelnde Anerkennung ihrer Erfolge. Deshalb ist es wenig überraschend, dass zwei Drittel der Befragten (66 %) fordert, dass Frauen im Sport die gleiche mediale Aufmerksamkeit erhalten wie Männer. Die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien ist nicht nur eine Frage der Anerkennung, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Motivation und den weiteren Erfolg im Sport.

Ein weiteres großes strukturelles Problem ist die finanzielle Förderung. 43 % der befragten jungen Frauen haben das Gefühl, dass sie finanziell oft benachteiligt werden. Im Vergleich zu männlichen Sportlern erhalten sie weniger Unterstützung, was ihre Trainingsmöglichkeiten und die Teilnahme an Wettbewerben einschränkt. Dieser Mangel an Förderung führt zu einem klaren Wunsch: 67 % der Teilnehmerinnen sprechen sich für gezielte finanzielle Unterstützungsprogramme aus, die es Mädchen und jungen Frauen ermöglichen, ihr volles sportliches Potenzial auszuschöpfen. Eine gerechte Verteilung der Mittel ist essenziell, um gleiche Bedingungen im Sport zu schaffen.

Nicht weniger wichtig sind der Zugang zu Ressourcen und die allgemeine Anerkennung, die 27 % der Befragten als unzureichend ansehen. Dabei geht es um die Ausstattung von Sportstätten, die Verfügbarkeit von Trainingsmaterialien und die Chancen, an hochrangigen Wettkämpfen teilzunehmen. Hier zeigt sich der Wunsch nach einer fairen und gleichberechtigten Behandlung sehr deutlich: 85 % der jungen Frauen fordern, dass Athletinnen im Verein die gleichen Chancen und Bedingungen erhalten wie ihre männlichen Kollegen. Dies umfasst gleiche Trainingszeiten, gleichwertige Trainingsbedingungen und eine faire Verteilung der Ressourcen.

Gesellschaftliche Herausforderungen: Sexualisierung und fehlende Anerkennung

Auf gesellschaftlicher Ebene stehen die mangelnde Anerkennung und Wertschätzung von Frauen im Sport an erster Stelle. 60 % der jungen Frauen fühlen sich in ihrer sportlichen Leistung und ihrem Engagement nicht ausreichend gewürdigt. Diese mangelnde Wertschätzung spiegelt sich auch in der geringen Anzahl weiblicher Vorbilder wider, die es im Sport gibt. Vorbilder sind jedoch entscheidend, um junge Frauen zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass auch sie große sportliche Erfolge erreichen können. 69 % der Befragten äußerten deshalb den Wunsch, dass mehr weibliche Vorbilder und Mentorinnen im Sport gefördert werden. Diese Mentorinnen könnten eine wichtige Rolle spielen, indem sie jungen Frauen Orientierung bieten und ihnen helfen, sich im oft männerdominierten Sportumfeld zu behaupten.

Ein besonders brisantes gesellschaftliches Thema ist die Sexualisierung im Sport. 60 % der Teilnehmerinnen empfinden es als belastend, dass ihr Aussehen und ihre Körper oft mehr im Fokus stehen als ihre sportlichen Leistungen. Diese Sexualisierung führt dazu, dass sich viele junge Frauen unwohl fühlen und sich in ihrem sportlichen Engagement eingeschränkt sehen. Der Wunsch nach sicheren und respektvollen Räumen, in denen Frauen ohne die Gefahr von Gewalt oder sexualisierten Übergriffen ihrem Sport nachgehen können, ist daher sehr stark ausgeprägt: 82 % der Befragten fordern solche sicheren Umgebungen.

Individuelle Herausforderungen: Selbstvertrauen stärken und Druck abbauen

Auf individueller Ebene stellt der soziale Druck, dem viele junge Frauen ausgesetzt sind, die größte Herausforderung dar. 64 % der Befragten fühlen sich durch den Peer-Einfluss und die Angst, sich zu blamieren oder nicht der „Norm“ zu entsprechen, stark belastet. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wünschen sich 82 % der Teilnehmerinnen Programme und Initiativen, die speziell darauf abzielen, das Selbstvertrauen von Mädchen und jungen Frauen zu stärken. Denn ein starkes Selbstbewusstsein ist die Grundlage dafür, dass junge Frauen ihre sportlichen Ziele erreichen und sich im Sportumfeld wohlfühlen.

Besonders relevant und von vielen Befragten betont ist das Thema der Prävention sexualisierter Gewalt im Sport. 76 % der Teilnehmerinnen sehen hier Handlungsbedarf. Sie wünschen sich ausdrücklich, dass Vereine Maßnahmen wie Schulungen, Schutzkonzepte und die Bereitstellung von Ansprechpersonen implementieren. Dies würde sicherstellen, dass Sportvereine sichere Orte für junge Frauen sind und dass potenzielle Übergriffe effektiv verhindert werden können.

Ebenfalls knapp zwei Drittel (61 %) der Befragten empfinden die Periode als erhebliche Herausforderung. Die körperlichen Veränderungen und Beschwerden während der Menstruation können das sportliche Engagement beeinträchtigen. Deshalb fordern 73 % der Teilnehmerinnen, dass Vereine Menstruationsartikel bereitstellen, um den Zugang zum Sport auch während der Periode zu erleichtern.

Die körperlichen Veränderungen während der Pubertät sind ein weiteres Thema, das für viele junge Frauen problematisch ist. 63 % der Befragten sehen darin eine große Herausforderung. Diese Veränderungen können das Selbstbild und das Selbstvertrauen beeinträchtigen, insbesondere wenn sie nicht angemessen thematisiert und unterstützt werden. 79 % der jungen Frauen wünschen sich deshalb, dass Trainer*innen besser für diese Themen sensibilisiert werden. Es ist wichtig, dass Trainer*innen die Veränderungen verstehen und junge Frauen in dieser Phase besonders unterstützen.

 

Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen deutlich, dass junge Frauen im Sport vor verschiedenen Herausforderungen stehen, die ihre sportliche Entwicklung und ihr Wohlbefinden beeinträchtigen können. Besonders dringend sind Maßnahmen, um die Sichtbarkeit und Anerkennung von Frauen im Sport zu verbessern, eine faire finanzielle Unterstützung zu gewährleisten und sichere, respektvolle Umgebungen zu schaffen. Es liegt jetzt an uns allen, diesen Wünschen Gehör zu schenken und aktiv daran zu arbeiten, eine Sportlandschaft zu gestalten, in der sich alle gleichermaßen wohlfühlen und ihre sportlichen Ziele erreichen können. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Sport für junge Frauen nicht nur ein Ort des Wettbewerbs, sondern auch ein Raum der Gleichberechtigung und der Unterstützung wird.

 

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